Magenkrebsrisiko durch Helicobacter pylori
Magenkrebsrisiko durch Helicobacter pylori: „Test and treat“ für alle? Vorsorgegastroskopie (Magenspiegelung) empfehlenswert ?
Kann die Eliminierung des Magenkeims Helicobacter pylori vor Magenkrebs schützen? Das Ergebnis eines jetzt erschienenen Cochrane Reviews fällt deutlich aus: Unsere Studienergebnisse fügen den schon existierenden Hinweisen weitere Evidenz hinzu, dass die Eradikation von H. pylori das Potenzial aufweist, Magenkrebs zu verhindern“, konstatiert Studienleiter Dr. Alexander C. Ford von der Leeds Gastroenterology Unit im St. James’s University Hospital, Leeds, Großbritannien.
Magenkarzinome sind die dritthäufigste Ursache von krebsbedingtem Tod weltweit. Wer mit H. pylori infiziert ist, hat eine höhere Wahrscheinlichkeit, Magenkrebs zu entwickeln, als Nicht-Infizierte.
Laut Prof. Dr. Ralf Bartenschlager vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg ist es allgemein akzeptiert, dass 90% aller Magenkrebsfälle (diffuser sowie intestinaler Typ) in einem klaren Zusammenhang mit Helicobacter-Infektionen stehen.
Von H. pylori sind 370 Stämme bekannt. Sie weisen in ihren DNA-Sequenzen jeweils sehr große Unterschiede auf: Stämme vom Typ I tragen zusätzliche Pathogenitätsfaktoren und sind stark krankheitserregend in Bezug auf Ulcus und Krebs. Den Stämmen vom Typ II hingegen fehlen diese Faktoren (cag-Pathogenitätsinsel und die VacA-Sezernierung) und sie gehen im Vergleich zu Infektionen mit Stämmen vom Typ I sehr viel seltener mit einem gastroduodenalen Ulcus einher.
In Japan liegt der Anteil der Keime mit karzinogener Wirkung bei 90%, in Deutschland bei nur 30%. Zudem tritt H. pylori dort bei bis zu 70% der Bevölkerung auf. Die Leitlinie in Japan empfiehlt deshalb klar: „Test and treat!“
„Das Problem ist aber, dass eine antibiotische Eradikation in nur 70 bis 80 Prozent der Fälle erfolgreich ist, außerhalb kontrollierter Studien eher noch seltener. In der Zweit- und Drittlinientherapie sind die Erfolgsaussichten noch deutlich geringer. Man muss also damit rechnen, dass 20 bis 30 Prozent der Patienten in Folge multi-resistente Keime aufweisen – und diese Patienten können Sie dann fast gar nicht mehr behandeln“, gibt Gerhard zu bedenken. In China etwa seien in bestimmten Regionen schon jetzt 60% der H. pylori gegen 3 Antibiotika-Gruppen resistent.
Statt antibiotischem Rundumschlag Risikogruppen besser identifizieren
Ein antibiotischer Rundumschlag kommt also nicht in Frage. Deshalb arbeiten Forscher daran, die Risikogruppen besser zu identifizieren. Das Erstellen von Risikoprofilen könne eine Entscheidungshilfe für die Ärzte sein. „Festzustellen, welche Patienten behandelt werden sollten und welche nicht, ist eine große Herausforderung. Dieses Problem ist längst noch nicht gelöst“, erklärt Gerhard und betont: „Man muss dabei eine sehr individuelle Entscheidung treffen und auch die Familienanamnese, Rauchen, den Gastritis-Typ und die Beschwerden des Patienten berücksichtigen.“
Ohnehin gelte: „Eine Helicobacter-Infektion ist extrem komplex, es gibt da keine einfache Antwort, kein Schwarz-Weiß-Schema. Deshalb muss man sehr selektiv vorgehen.“ H. pylori begleitet den Menschen entwicklungsgeschichtlich schon seit Zehntausenden von Jahren – und der Keim hat auch positive Wirkungen, schützt z.B. vor Allergien.
Die Gastroskopie (Magenspiegelung) ist die sichere Untersuchungsmethode um Risikofaktoren (z.B. atrophe Gastritis) und Infektion mit Helicobacter pylori festzustellen, sowie (Früh)Formen des Magenkarzinoms zu erkennen. Die Magenspiegelung wird in meiner Ordination als sanfte Gastroskopie in Dämmerschlaf durchgeführt (Dr. Martin Scharf).