Azetylsalizylsaure Leberkrebs

Erstes Medikament bei Fettleberentzündung

Mit dem Wirkstoff Resmetirom ist in den USA erstmals ein Präparat zur Behandlung der Metabolic Dysfunction-associated Steatohepatitis (MASH, ehemals NASH) zugelassen worden. Zum Einsatz kommt Rezdiffra™ von Madrigal Pharmaceuticals in Kombination mit Diät und Bewegung bei erwachsenen MASH-Patienten mit mäßiger bis fortgeschrittener Leberfibrose.

In den USA wurde ein erster Arzneistoff zur Behandlung der Metabolic Dysfunction-associated Steatohepatitis (MASH, ehemals NASH) zugelassen. Auch bei der Europäischen Arzneimittelagentur EMA wird derzeit ein Zulassungsantrag für Resmetirom geprüft.

An Arzneistoffen zur Behandlung der MASH und der Metabolic Dysfunction-associated Steatotic Liver Disease (MASLD, ehemals NAFLD) wird weltweit intensiv geforscht. Basis für die US-Zulassung sind die Ergebnisse einer Phase-III-Studie bei insgesamt 888 MASH-Patienten mit bereits bestehender Leberfibrose in mittleren bis fortgeschrittenen Stadien. Sie erhielten randomisiert entweder 80  oder 100 mg Resmetirom pro Tag oder Placebo. Nach einjähriger Behandlung wurde auf zwei primäre Endpunkte geschaut. Zum einen war dies eine MASH-Rückbildung ohne Fibroseverschlechterung, zum anderen eine Fibroseverbesserung um mindestens ein Stadium ohne MASLD-Verschlechterung. Den ersten primären Endpunkt erreichten in den Verumgruppen 26 beziehungsweise 30 Prozent der Patienten. In der Kontrollgruppe schafften dies nur 10 Prozent.  Auch beim zweiten primären Endpunkt gab es einen klaren Vorteil zugunsten Resmetirom. Unter 80 mg Wirkstoff pro Tag erreichten 24 Prozent den Endpunkt, unter 100 mg täglich 26 Prozent und unter Placebo 14 Prozent.

Die US-Zulassung wurde auf Basis dieser Einjahresdaten erteilt. Die FDA betont aber in einer Pressemeldung, dass die Studie noch weiter läuft und die endgültigen Ergebnisse nach insgesamt 54 Monaten vorliegen. Diese wird die FDA noch einmal in Augenschein nehmen, um über den Zulassungsstatus zu entscheiden. Auch in der EU liegt seit Kurzem ein Antrag für Resmetirom bei der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA vor. Bis sich der Ausschuss für Humanarzneimittel der EMA dazu äußert, wird aber vermutlich noch einige Zeit vergehen.

So wirkt Resmetirom

Der Schilddrüsenhormonrezeptor (THR)-β ist für die Regulierung von Stoffwechselwegen in der Leber verantwortlich und bei MASH-Patienten häufig beeinträchtigt. Das verschlechtert die mitochondriale Funktion und die β-Oxidation von Fettsäuren, was mit Fibrotisierung assoziiert ist. Resmetirom ist ein selektiver THR-β-Agonist, der so den Abbau von Triglyceriden und die β-Oxidation von Fettsäuren fördert.

Patienten mit einem Körpergewicht unter 100 kg nehmen einmal täglich 80 mg des Wirkstoffs ein, schwerere Patienten einmal täglich 100 mg. Zu den häufigsten Nebenwirkungen gehören Durchfall und Übelkeit. In der US-Fachinformation sind ferner bestimmte Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen zu finden. Diese betreffen zum Beispiel Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der Gallenblase und auch eine mögliche medikamenteninduzierte Lebertoxizität, was hinsichtlich der Indikation von Rezdiffra natürlich eine große Relevanz hat.

(Pharmazeutische Zeitung, Sven Siebenand, 18.3.2024).

Erhoehte Leberwerte Wien

GLP-1-RAs können vor dem Fortschreiten zur Zirrhose bei MASLD schützen

Bearbeitet von Megan Brooks, Medscape Gastroenterology, 25. Oktober 2024

Bei Patienten mit metabolischer Dysfunktion-assoziierter steatotischer Lebererkrankung (MASLD) und Diabetes kann die Behandlung mit einem Glucagon-ähnlichen Peptid-1-Rezeptor-Agonisten (GLP-1 RA) vor dem Fortschreiten zu Zirrhose und Mortalität schützen; Die schützenden Vorteile erstrecken sich jedoch nicht auf Patienten, die bereits an Zirrhose leiden, so eine neue Studie.

GRUNDLAGEN:

GLP-1-RAs reduzieren Leberentzündungen bei Patienten mit MASLD, was die Forscher dazu veranlasste, zu untersuchen, ob ihre Verwendung die Inzidenz von Zirrhose und ihren Komplikationen senkt.

Anhand von Daten der Veterans Health Administration (VHA) identifizierten sie 16.058 Patienten mit MASLD und Typ-2-Diabetes, die zwischen 2006 und 2022 eine GLP-1-RA begannen, und eine gleiche Anzahl von Patienten, die mit dem Propensity Score übereinstimmten und einen Dipeptidylpeptidase-4 (DPP-4)-Hemmer einleiteten. Insgesamt hatten 14.606 Patienten keine Zirrhose und 1452 eine Zirrhose.

ERGEBNISSE:

Bei Patienten ohne Zirrhose war die Anwendung von GLP-1 RA mit einem um 14 % geringeren Risiko für die Entwicklung einer Zirrhose verbunden als die Anwendung von DPP-4-Hemmern (9,98 vs. 11,1 Ereignisse pro 1000 Personenjahre).

In dieser Gruppe war die Anwendung von GLP-1 RA im Vergleich zur Verwendung von DPP-4-Inhibitoren auch mit einem um 22 % geringeren Risiko für die Kombination von Zirrhosekomplikationen, einem um 25 % geringeren Risiko für dekompensierte Zirrhose und einem um 11 % verringerten Risiko für HCC und Gesamtmortalität verbunden.

Bei Patienten mit vorbestehender Zirrhose bot die Anwendung von GLP-1 RA keinen schützenden Nutzen gegenüber der Anwendung von DPP-4-Inhibitoren bei der Kombination aus Zirrhosekomplikationen (HR, 1,18), dekompensierter Zirrhose (HR, 1,14) oder HCC (HR, 1,41). Die HR für die Gesamtmortalität betrug 0,88.

Nach Stratifizierung durch spezifische GLP-1-RAs war Semaglutid mit einem geringeren Risiko für eine Progression zur Zirrhose verbunden, wenn auch mit großen Konfidenzintervallen.

SCHLUSSFOLGERUNGEN:

Diese groß angelegte Studie mit Patienten mit MASLD und Diabetes, aber ohne Zirrhose, zeigte „schützende Assoziationen zwischen der Einnahme von GLP-1 RA und der nachfolgenden Entwicklung von Zirrhose, Zirrhose-Komplikationen und Gesamtmortalität. Diese chemopräventive Wirkung zeigte sich 18-24 Monate nach Behandlungsbeginn und nahm im Laufe der Zeit zu“, schrieben die Autoren.

Die Studie mit der Erstautorin Fasiha Kanwal, MD, Sektion für Gastroenterologie und Hepatologie, Baylor College of Medicine, Houston, wurde online in JAMA Internal Medicine veröffentlicht.

Fettleber Behandlung Wien

Fettleber / erhöhte Leberwerte – Reflux – Insulinresistenz – Adipositas und Lebensstil

Lebensstil, besonders Ernährung und Bewegung, sind zentrale Faktoren für gesundes Leben.

Die häufigsten Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen (Hypertonie, Herzinfarkt, Schlaganfall), Diabetes mellitus, metabolisches Syndrom und Insulinresistenz, Lebererkrankungen (Fettleber, Fettleberhepatitis, Leberzirrhose und Leberkrebs), Refluxerkrankung/Speiseröhrenkrebs und Darmkrebs können durch den Lebensstil (Ernährung und Bewegung) günstig beeinflusst werden.

Kompetente Hilfe bei Fettleber/erhöhten Leberwerten, Reflux und Magen-Darmbeschwerden

Jede Erkrankung sollte fachärztlich behandelt und mittels Laboruntersuchungen, Röntgendiagnostik, Gastroskopie und Koloskopie weiter abgeklärt werden, um die Beschwerden zu beseitigen und mögliche Komplikationen zu verhindern oder rechtzeitig zu erkennen.

Vereinbaren Sie daher möglichst bald einen Termin in meiner Ordination.

Bitte planen Sie zumindest 40 Minuten für die Erstordination ein und bringen Sie alle Vorbefunde mit. Es ist mir wichtig, die zielführende Diagnostik und Ihre optimale Behandlung mit Ihnen gemeinsam ausführlich zu besprechen.

Die Mittelmeer-Diät ist nicht nur gesund, sie kann auch die Sterblichkeit deutlich senken. In einer Langzeitstudie über 25 Jahre konnten Dr. Shafqat Ahmad und ein Team aus Forschern der Harvard Medical School, der Uppsala Universität und der ETH Zürich erstmals zeigen, dass die Einhaltung der mediterranen Kost mit einem um 23% geringeren Risiko für frühzeitigen Tod verbunden ist. Die Ergebnisse wurden in JAMA Network Open publiziert [1].

„Dass die mediterrane Ernährung gesund ist, ist keine neue Erkenntnis“, erinnert Prof. Dr. Oliver Weingärtner, Oberarzt an der Klinik für Innere Medizin I am Universitätsklinikum Jena, und verweist auf die Ergebnisse der PREDIMED-Studie, die 2013 eindrucksvoll die kardioprotektive Wirkung der mediterranen Kost zeigen konnte. „Neu ist hingegen, dass über die kardiovaskuläre Mortalität hinaus auch die Gesamtsterblichkeit reduziert wird“, sagt Weingärtner und fügt hinzu: „Mit den Ergebnissen ihrer Kohortenstudie unterstützen Shafqat und Team die bisher bekannten Erkenntnisse und unterstreichen die bisherigen Aussagen, dass die mediterrane Diät gesundheitlichen Benefit bringt.“

Die Einhaltung der Mittelmeer-Kost ist entscheidend

Verglichen mit der geringen Einhaltung der Mittelmeer-Diät reduzierte sich die Sterblichkeit bei mittlerer Adhärenz also um 16% und bei hoher Einhaltung um 23%. Die Studienautoren schreiben, dass insbesondere gute Werte bezüglich Entzündungsfaktoren, triglyceridreichen Lipoproteinen, Body-Mass-Index (BMI) und Insulinresistenz zu einer niedrigen Sterblichkeit beitrugen.

Sobald allerdings Lebensstilfaktoren wie Rauchen, körperliche Aktivität und Alkoholkonsum bei den Berechnungen mitberücksichtigt wurden, schwächte sich der deutliche positive Effekt einer konsequenten mediterranen Ernährung etwas ab.

Entscheidend ist, dass die Ernährungsempfehlungen der Mittelmeer-Kost auch tatsächlich umgesetzt werden: „Mediterrane Diät heißt nicht: Fertigpizza mit Cola. Mittelmeer-Kost bedeutet: viel Fisch, viel Obst und Gemüse, Olivenöl und weniger Fleisch“, erinnert Weingärtner. Zwar waren in das untersuchte Kollektiv ausschließlich Frauen eingeschlossen, Weingärtner geht aber davon aus, dass auch Männer in ähnlicher Weise von der mediterranen Kost profitieren wie die Teilnehmerinnen der Studie.

Mittelmeer-Kost bedeutet: viel Fisch, viel Obst und Gemüse, Olivenöl und weniger Fleisch.
Prof. Dr. Oliver Weingärtner

Koloskopie Wien Magenspieglung Dr Scharf

Gastroenterologie – Darmkrebs – Vorsorge

Darmkrebs ist die zweithäufigste Krebserkrankung in Österreich. Die Zahl der Neuerkrankungen an Darmkrebs konnte durch die Vorsorgekoloskopie seit 2005 von 5000 auf 4400 Neuerkrankungen pro Jahr gesenkt werden.

Der Goldstandard zur Früherkennung und Verhinderung von Darmkrebs ist die Koloskopie (Darmspiegelung). Allerdings nehmen nur etwa 20% aller Menschen über 45 Jahren diese sinnvolle Vorsorgeuntersuchung in Anspruch.

Die Darmspiegelung wird als sanfte Koloskopie absolut schmerzfrei durchgeführt und dauert durchschnittlich etwa 20 Minuten. Der große Vorteil der Darmspiegelung ist die Möglichkeit Vorstufen von Darmkrebs, sogenannte Adenome in einer Sitzung zu entfernen. Damit können über 90% aller Darmkrebsfälle verhindert werden.

Es gibt keinen gleichwertigen Ersatz für die Darmspiegelung!

Immunologische Stuhluntersuchungen auf Blutspuren (FIT-Test) können alle 2 Jahre durchgeführt werden; bei Nachweis von Blut im Stuhl sollte kurzfristig eine Darmspiegelung durchgeführt werden. Der FIT-Test kann allerdings nicht unterscheiden, woher das entdeckte Blut im Stuhl kommt (Hämorrhoiden, Divertikel, Darmpolypen, Darmkrebs oder eine weiter oralwärts gelegene Blutungsquelle).

Daher ist es sinnvoll, in diesem Fall gleichzeitig mit der Koloskopie eine Magenspiegelung (Gastroskopie) durchzuführen. Diese Untersuchung erfolgt auch als sanfte Gastroskopie in Dämmerschlaf und ist absolut schmerzfrei. Die Gastroskopie dauert etwa 10 Minuten und erfordert (außer Nahrungskarenz) keine zusätzliche Vorbereitung.

Neue Entwicklungen im Vorsorgebereich Darmkrebs sind der Stuhl-DNA Test (Cologuard Plus) der 2024 in den USA zugelassen wurde. Dieser Test hat eine hohe Sensitivität für Darmkrebs, allerdings nur geringe Sensitivität (43%) für fortgeschrittene, noch gutartige Polypen. Auch ist die Zahl der falsch positiven Befunde (13%) hoch.

Die zweite Neuerung ist ein Test auf DNA-Fragmente im Blut, die mit Darmkrebs assoziiert sind (Shield-Test).

Vorteil ist die einfache Bestimmung durch eine Blutabnahme und die Sensitivität von 90% für Darmkrebs. Nachteil ist die geringe Sensitivität für fortgeschrittene noch gutartige Polypen (nur 13%), die hohe Rate an falsch positiven Befunden (10%) und letztendlich der hohe Preis. Somit haben diese beiden Teste keine Vorsorgefunktion.

Die sanfte Darmspiegelung ist die beste Methode zur Verhinderung und Entdeckung von Darmkrebs. In Kombination mit der Magenspiegelung können alle relevanten Veränderungen im Magen-Darmbereich festgestellt und dann auch behandelt werden.

Gastroskopie Wien E

Neue Leitlinien zu gastroösophagealem Reflux und Ösophagitis

Erstmals Goldstandard für die Diagnose der GERD: Neue Leitlinien zu gastroösophagealem Reflux und Ösophagitis  (Medscape, DGIM 2022, Ute Eppinger)

Wiesbaden – Typische Refluxbeschwerden wie Sodbrennen, saures Aufstoßen und Regurgitation weisen noch keine gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD) nach, betonte Prof. Dr. Joachim Labenz, Diakonie Klinikum, Jung-Stilling-Krankenhaus in Siegen, auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) [1]. GERD ist eine durch pathologischen Reflux von Mageninhalt ausgelöste entzündliche Erkrankung der Speiseröhre.

„Refluxbeschwerden sind nicht spezifisch, weil sie viszerale Symptome sind“, erklärte Labenz. Die Sensitivität für Sodbrennen und Regurgitation liegt zwischen 30 und 70%, die Spezifität liegt zwischen 62 und 96%.

Labenz stellte gemeinsam mit Prof. Dr. Stephan Miehlke vom Facharztzentrum Eppendorf die wichtigsten Aspekte aus den neuen Leitlinien zur Refluxkrankheit und zur eosinophilen Ösophagitis vor. Die neue Leitlinie unterscheidet klar zwischen Refluxbeschwerden und Refluxkrankheit.

Erstmals Goldstandard für die Diagnose der GERD

Bislang gab es keinen Goldstandard für die Diagnose der GERD. In der neuen Leitlinie setzt sich dieser aus 3 Methoden zusammen:

Gastroskopie mit Biopsien entlang der Speiseröhre,                                                                                       direkte Refluxmessung mittels Impedanz-pH-Metrie,                                                                                      hochauflösende (HR-)Manometrie.

Liegen Refluxsymptome ohne Alarmzeichen vor, sollte der Patient mit einem Protonenpumpeninhibitor (PPI) 2-mal täglich über 8 Wochen behandelt werden. Wird damit keine Symptomkontrolle erreicht, ist eine weitere Diagnostik erforderlich.

Sowohl Patienten mit Refluxbeschwerden als auch Patienten mit gesicherter GERD sollten über den Stellenwert von Allgemeinmaßnahmen beraten werden. Dazu gehören:

Zwerchfelltraining,                                                                                                                                                Schlafposition (Oberkörper erhöht, Linksseitenlage),                                                                                  Gewichtsreduktion bei Übergewicht und                                                                                                      Lifestyle-Modifikation (Ernährung, Getränke, Rauchen, Alkohol, körperliche Bewegung).

Für alle Allgemeinmaßnahmen liege eine gute Evidenz vor, berichtete Labenz. Er wies auf Studien hin, die zeigten, dass eine trainierte Bauchatmung die Zwerchfellschenkel stärke: „Die sind Teil der Refluxbarriere. Das ist eine wirkungsvolle Methode, mit der man manchmal auf PPI verzichten oder zumindest die Dosis reduzieren kann.“

Bei typischen Refluxbeschwerden ohne Alarmsymptome können – neben PPI – probatorisch auch andere Antirefluxpräparate (z.B. H2-Rezeptoragonisten, Alginate, Antazida) eingesetzt werden. Es gibt Belege, dass Alginat bei Refluxbeschwerden ohne Alarmsymptome zu einer adäquaten Symptombefreiung führt; die Symptomkontrolle ist ungefähr gleich wirksam wie unter Omeprazol.

Bei gesicherter oder wahrscheinlicher GERD soll eine PPI-Therapie für mindestens 4 bis 8 Wochen durchgeführt werden.

Herausforderung therapierefraktäre GERD

Bei therapierefraktärer GERD, definiert als unzureichendes Ansprechen einer mindestens 8-wöchigen Therapie mit der doppelten Dosis eines PPI (1-0-1), soll eine weiterführende Abklärung erfolgen.

Labenz betont, dass Lifestyle-Maßnahmen „immer richtig sind und in der Situation auch helfen: spätes Essen vor dem Ins-Bett-Gehen vermeiden, erhöht schlafen, auf der linken Seite schlafen“.

Hinzu kommt die Therapie-Optimierung (vor der Mahlzeit, 2x pro Tag, potenter PPI, P-CAPB [potassium competitive acid blocker]). Eine Studie aus 2018 hat die relative Wirksamkeit von PPI untersucht und kommt zu dem Schluss, dass PPI je nach Wirksamkeit austauschbar sind. Und dass die Wirksamkeit von 2-mal täglich verabreichten PPI effektiver ist als die einmal täglich verabreichte PPI-Dosis.

„Allein durch den Wechsel auf ein anderes PPI können Sie eine Wirkung erzielen“, sagte Labenz. Als wirksamste Option nannte er 2×40 mg Esomeprazol. Ist die PPI-Therapie optimiert, kommen Add-ons infrage. Als sinnvolle Kombinationspartner für PPI nannte Labenz:

  • Alginat (Acid Pocket + Schleimhautschutz)
  • Baclofen (Tonisierung unterer Ösophagussphinkter – Reduzierung Refluxepisoden)
  • Mukosaprotektion (Chondroitinsulfat – Hyaluronsäure)
  • Neuromodulation (trizyklische Antidepressiva, selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Inhibitoren/SSRI, Serotonin-Norepinephrin-Wiederaufnahme-Inhibitoren/SNRI)

 

Als „theoretische Optionen“ stünden H2-Blocker zur Nacht, der Gallensäurebinder Sucralfat, Antazida, Heilerde, Feigenextrakt, Pregabalin und Gabapentin zur Verfügung, so Labenz. Allerdings liege dazu keine ausreichende Evidenz vor. Als „nicht sinnvoll“ stufte er Prokinetika ein, allenfalls komme bei verzögerter Magenentleerung ein Versuch infrage.

Sind alle Behandlungsmethoden ausgeschöpft, kommt ein invasives Management infrage. Die Reflux-Operation bekommt einen etwas höheren Stellenwert als in der bisherigen Leitlinie. Die Ergebnisse einer Studie, in der 78 Patienten auf eine laparoskopische Antireflux-Chirurgie oder auf intensivierte medikamentöse Therapie randomisiert wurden, zeigte, dass die Operation mit Abstand die wirksamste Therapie ist.

Die eosinophile Ösophagitis ist keine triviale Erkrankung

Die eosinophile Ösophagitis (EoE) ist ein chronische, immunvermittelte, multifaktorielle Erkrankung der Speiseröhre, die durch Symptome der ösophagealen Dysfunktion und histologisch durch eine eosinophile-prädominante Inflammation gekennzeichnet ist. „Eine eosinophile Ösophagitis muss behandelt werden, nicht so sehr primär wegen der Symptome, sondern wegen der Entzündung. Das ist der Unterschied zur Refluxkrankheit, da ist es primär eine Symptomtherapie“, stellte Miehlke klar.

Miehlke erinnerte daran, dass es sich bei der EoE und GERD um „unterschiedliche Entitäten“ handele, die unabhängig voneinander koexistieren oder sich bi-direktional beeinflussen können.

Langfristig entstehen in der Speiseröhre Motilitätsstörungen, Inflammation und Fibrosebildung. Die Erkrankung kann in jedem Alter auftreten, auch bei Kleinstkindern.

Bei Erwachsenen ist die Dysphagie das Leitsymptom (90%), gefolgt von der Bolus-Obstruktion. Wobei diese eigentlich kein Symptom, sondern eine Komplikation darstelle.

„Eine Bolus-Obstruktion erfordert eine Notfall-Endoskopie“, so Miehlke. Erwachsene mit EoE leiden auch häufig unter Sodbrennen, es handele sich dabei aber nicht um das führende Symptom.

Die EoE ist eine potenziell progrediente Erkrankung. Unbehandelt geht die EoE in der Regel mit einer chronisch persistierenden Entzündung einher, die zu einem Umbau des Ösophagus mit Strikturen und Funktionsstörungen führen kann.

„Die eosinophile Ösophagitis ist keine triviale Erkrankung, es geht hier nicht um eine Nahrungsmittelallergie, die sich mittels Eliminationsdiät und PPI behandeln lässt, – diese Erkrankung verursacht auch relevante Komplikationen“, betonte Miehlke.

Die häufigsten endoskopischen Befunde der EoE sind weißliche Exsudate, Längsfurchen, Schleimhautödem, fixierte Ringe, ein kleinkalibriger Ösophagus und Strikturen. Diese können allein oder in Kombination auftreten.

Nicht nur Symptome verringern – das Therapieziel ist Remission

Das Ziel der Therapie ist die Remission der EoE. Zur Beurteilung der Aktivität sollen die klinischen Symptome, die Histologie und der endoskopische Befund berücksichtigt werden.

Ziel der Induktions- und der Erhaltungstherapie ist die klinische und histologische Remission. „Es reicht nicht, nur die Symptome zu verringern, auch die Histologie muss verbessert werden, denn die ist der Treiber für die Fibrose, für die Striktur – deshalb ist das ein wichtiges Therapieziel“, betonte Miehlke.

Langfristig geht es um Remissionserhaltung, Reversion/Prävention der Fibrose, die Verhütung von Komplikationen und eine bessere Lebensqualität der Patienten.

Seit 2018 stehen orodispersible Budesonid-Tabletten bei Erwachsenen mit aktiver EoE als Therapie zur Verfügung. In eine Studie von Miehlke und seinen Kollegen aus 2020 wurden 269 Patienten aufgenommen. Die Patienten litten im Schnitt seit 10 Jahren an Dysphagie, 90% wiesen Bolus-Obstruktionen auf.

Die Teilnehmer wurden zunächst in eine doppelblinde, Placebo-kontrollierte Induktionstherapie (EOS-1) eingeführt. Die Patienten, bei denen eine Remission erreicht wurde, setzten die Therapie (EOS-2) über 1 Jahr in 2 verschiedenen Dosierungen fort. Die Patienten, die dann in Remission waren, erhielten für weitere 2 Jahre Budesonid und wurden nachverfolgt. Damit stehen Daten zu über 3 Jahren Therapie zur Verfügung, so Miehlke.

Die Daten zeigen, dass bei der Remissionsinduktion mit Budesonid nach 6 Wochen eine klinisch-histologische Remission von 60% gegenüber Placebo erreicht wurde, nach 12 Wochen eine Remission von 85%. Die histologische Remission allein betrachtet liegt bei 90%: „Eine solche Remissionsrate wurde bislang mit keinem Medikament, mit keiner anderen therapeutischen Intervention erreicht“, betonte Miehlke.

Dupilumab zeigt in Phase-2- und -3-Studie signifikante Verbesserungen

In der neuen Leitlinie sind zur Remissionsinduktion der EoE topische Kortikosteroide (tCS, hier Budesonid) empfohlen, es handelt sich um eine Soll-Empfehlung. Empfohlen werden auch hochdosierte PPI (Kann-Empfehlung) oder die 6-Food-Eliminationsdiät (Kann-Empfehlung). In jedem Fall sollte nach 8 bis 12 Wochen eine Re-Evaluation (klinisch, endoskopisch, histologisch) erfolgen.

Wenn eine klinisch-histologische Remission erreicht ist, sollte diese mit dem in der Induktionstherapie erfolgreichen Behandlungsprinzip (i.d.R. tCS) erhalten werden, nach 1 bis 2 Jahren sollte evaluiert werden. Wird keine klinisch-histologische Remission erreicht und es zeigt sich stattdessen eine symptomatische Striktur/Fibrose ohne histologische Aktivität, sollte eine endoskopische Dilatation plus Remissionserhaltung erfolgen.

Eine besondere Herausforderung liegt vor, wenn keine klinisch-histologische Remission erreicht wird und die histologische Aktivität anhält. In der Leitlinie wird dann ein Therapiewechsel mit ggf. Kombinationen empfohlen, der nach 8 bis 12 Wochen evaluiert werden sollte.

Lässt sich auch damit keine klinisch-histologische Remission erreichen, sollte der Patient einem Zentrum vorgestellt, in eine Studie aufgenommen und ggf. mit Biologika behandelt werden. Wie Miehlke berichtete, werden verschiedene Biologika untersucht. Dupilumab hatte in Phase-2-Studien und in Phase-3-Studien bei Patienten mit eosinophiler Ösophagitis hochsignifikante Verbesserungen und eine gute Verträglichkeit gezeigt. (Medscape, DGIM 2022, Ute Eppinger)

Die Basisdiagnostik der Refluxerkrankung und der eosinophilen Ösophagitis ist die sanfte Gastroskopie (Magenspiegelung) im Dämmerschlaf mit Entnahme von Gewebeproben;
nicht zuletzt um andere Ursachen der Beschwerden auszuschließen. (Dr. Martin Scharf)